Andreas Lechner

IT Professional, Jazz Musiker, Enthusiast

Was ist der Unterschied zwischen einem MVP und einem Produkt?

In meiner Arbeit stoße ich häufig auf verschiedene Definitionen des Begriffs MVP und möchte hier auf einen Kernzweck von MVPs eingehen: Hypothesen zu validieren.

Gibt es einen Unterschied, ein MVP ist doch auch ein Produkt?

Zunächste gibt es einen augenfälligen Unterschied: den Zeitpunkt, wann man von MVP bzw. von Produkt spricht.

ProduktMVP
während der (hoffentlich langen) Phase während das Produkt im Markt platziert istwährend der Entwicklungsphase bevor ein Produkt im Markt platziert ist

Der primäre Unterschied ist für mich allerdings der Zweck:

ProduktMVP
Wert liefernHypothese validieren

Solange eine Produktidee noch nicht ausgereift ist und Unsicherheit besteht, ob die Idee im Markt besteht, testet man den Markt um die Sicherheit zu erhöhen bzw. die Idee anzupassen. Ziel ist letztlich, die Erfolgschance im Markt zu erhöhen.

Ansätze wie Design Thinking oder Lean Startup iterieren schnell und häufig um Feedback von potenziellen Nutzern in die Idee einzuarbeiten und das Produkt zu gestalten.

Im ersten Schritt („Problem-Solution-Fit„) wird eine Idee ausgearbeitet und mithilfe qualitativer Interviews und im späteren Verlauf auch Prototypen, Mockups, o.ä. mit Kunden überprüft und ggf. pivotiert. Die Idee wird angepasst und konkretisiert, bis ausreichend bewiesen ist, dass es Menschen gibt, die Nutzen aus der Idee ziehen, deren Problem damit gelöst wird, o.ä. 

Im zweiten Schritt („Product-Market-Fit„) ist es sinnvoll, die Produktidee im Markt zu testen um die Hypothese zu validieren, dass es genug dieser Menschen gibt und diese auch erreicht werden können, sodass das Produkt rentabel wird.

In dieser Phase sind MVPs ein passendes Mittel. Ein Produkt, das ein Kernelement der Produktidee umsetzt und damit das Kundenproblem adressiert. In der Regel fehlen wesentliche Teile des späteren Produkts.

Wenn sich aber Kunden für das MVP finden und bereit sind, dafür Geld auszugeben, dann haben wir nachgewiesen, dass das Produkt Marktpotenzial hat.

Ergibt der Test keinen Erfolg, heißt es, die Produktidee oder die Marketingstrategie zu überarbeiten.

Weil wahrscheinlich mehrere Iterationen notwendig sind, bis die Produktidee im Markt einschlägt, lohnt es sich nicht, den MVP so zu bauen, dass er die nächsten 20 Jahre trägt. Im Gegenteil ist es sinnvoll, schnell mit einem MVP auf den Markt zu kommen.

Daraus ergibt sich ein weiterer Unterschied:

ProduktMVP
Hohe Wartbarkeit und ErweiterbarkeitHohe Geschwindigkeit bei der Erstellung

Das MVP hat übrigens nicht pauschal niedrige Qualität. Ist es voller Fehler und mit schlechter Usability, kann ein Test scheitern obwohl es ein Bedürfnis der Kunden deckt.

Auf der anderen Seite quälen sich Kunden auch durch schlechte Usability, wenn der Nutzen am Ende hoch genug ist. Guy Kawasaki empfiehlt, das Produkt gerade gut genug zu bauen bzw. „ship then test“.

Im allgemeinen wird das MVP nach den Tests weggeschmissen, was ihn im Übrigen auch von der Version 1.0 oder 0.1 des Produkts unterscheidet.

ProduktMVP
Langfristige WeiterentwicklungNach dem Test wegwerfen
Was ist der Unterschied zwischen einem MVP und einem Produkt?

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